Sonntag, November 02, 2014

Nachhaltig oder Innovativ?

Nachhaltigkeit ist nicht Innovativ

Eines der Hypeworte in Deutschland ist in den letzten Jahren Nachhaltigkeit. Es liegt inzwischen weit vor Innovationen, zumindest wenn man auf das Ranking bei Google schaut, das die Häufigkeit [1] der Suche analysiert, siehe Graphik. 
Google Anfragen zu Nachhaltigkeit und Innovationen in Deutschland [1]
Nachhaltigkeit wurde vor dreihundert Jahren in der Forstwirtschaft von Hans Carl von Carlowitz eingeführt. Es sollte dereinst dazu dienen, dass genau so viel Bäume geschlagen werden wie nachwachsen. Der Erfolg ist bekannt, heute werden zumindest genau so viele Fichten gepflanzt wie geschlagen. Das Konzept im Bereich der Forstwirtschaft ist im Wesentlichen sinnvoll. Ähnlich wie bei einem Brunnen, dort sollte man auch nicht mehr abpumpen, als nachläuft, ähnlich beim Fischfang, auch dort sollte man nicht mehr fangen als nach-wächst. Allerdings stellt sich die Frage ob man das Prinzip Nachhaltigkeit über alles andere erheben soll?

Problem Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit bedeutet nämlich, dass alles exakt so bleibt wie es immer schon war. Und vor dreihundert Jahren konnte man sich sicherlich nicht die technischen Revolutionen vorstellen, die inzwischen eingetroffen sind. Was ist eine nachhaltige Dampfmaschine? Sollen wir immer genau so viele Dampfmaschinen bauen, wie bereits in Betrieb sind? Sollen wir nur so viele Computer, Autos, Häuser und Solarkraftwerke bauen wie jedes Jahr abgerissen werden?
Jeder versteht sofort den Unsinn. 
Nachhaltigkeit kann sich daher nur auf einige natürliche Kreisläufe beziehen, wie ein Wald, der Boden, das Wasser und andere vergleichbare Ökosysteme. 
Was aber soll ein Nachhaltigkeitsbeauftragter an einer Hochschule?
Die Zahl der Studenten konstant halten, dafür sorgen dass jeder Professor, der ausscheidet durch einen Neuen ersetzt wird? Ja es gibt Nachhaltigkeitsbeauftragte an Hochschulen, und die Stellen verschlingen selbstverständlich Geld. 

Lieber Innovationen

Meine provokante These lautet: "Innovationen sind viel besser als Nachhaltigkeit".
Auf einem Planeten, der sieben Milliarden Menschen ernähren soll und allen ein akzeptables Leben ermöglichen soll, kann man dies nur erreichen, wenn bestimmte Sachen in größerer Zahl produziert werden als bisher. Dabei wird jedes Unternehmen versuchen, die Sachen derart zu produzieren, dass möglichst wenig Kosten entstehen, möglichst wenig Energie, Rohstoffe, und Maschinen verbraucht werden. Und wie erreichen das die Unternehmen?
Innovationen ermöglichen wirtschaftliche Lösungen. 

Zielgröße für Nachhaltigkeit fehlt

Stelle ich hingegen die Frage der Nachhaltigkeit, dann werde ich als Unternehmen kaum Fortschritte erzielen. Das liegt einfach daran, dass es keine Zielgröße gibt. Keiner kann auch nur annähernd die Wirkung eines Produkts im Bezug auf die Veränderung des Planeten Erde in relativer Wertigkeit angeben. So benötigt die Produktion einer Solarzelle viel Wasser, Energie und Maschinenleistung. Andererseits kann eine Solarzelle Solarenergie in Strom umwandeln. Wozu? Damit in Las Vegas die Spielautomaten klappern, ein Brunnen in der Sahelzone leergepumpt wird oder ein Mitbürger seine Spülmaschine fast leer laufen lassen kann?
Das einzige, was solide festgehalten werden kann, ist der Herstellungspreis der Solarzelle und die Bereitschaft für Strom einen Preis zu zahlen. Das sind aber genau nicht die Zielgrößen der Nachhaltigkeit.

Kosten der Umweltschäden beziffern

Es bleibt aber doch das Gefühl, der reine Markt ist nicht Nachhaltig. Das ist richtig, ein unendliches Wachstum gibt es nicht, aber niemand kennt die Grenzen, auch nicht der "Club of Rome", der sich bekanntlich massiv geirrt hat. Ist schon ein Rohstoff ausgegangen? Nein, nur die Preisgewichte haben sich, eher geringfügig, verschoben.
Schwer ist es auch, für ein Produkt ein Limit zu bestimmen, Anfang der neunziger Jahre hat die Telekom behauptet, in Deutschland benötigt man nur 100.000 Handys. Inzwischen gibt es mehr als Einwohner und das weltweit!

Vermutlich hatte Michael Braungart beim TEDxMünchen ähnliche Gedanken,
gewöhnungsbedürftig aber hörenswert

Andererseits ist die CO2 Emission in Deutschland gesunken, das war Glück, es lag nur an der Wiedervereinigung, der Stromverbrauch ist hingegen seit 40 Jahren hierzulande nahezu konstant.

Es kann durchaus sinnvoll sein, Substanzen, die Umweltschädlich sind mit einer hohen Abgabe zu versehen oder zu verbieten. So würde eine CO2 Steuer schnell wirken, allerdings gelingt es der Politik hier nicht einfachste Regeln einzuhalten, es werden einfach CO2 Zertifikate verschenkt.
Allerdings ist es alles andere als einfach, selbst in einem so umfangreich erforschtem Gebiet wie dem Klimawandel auch nur ansatzweise die Kosten des CO2 Ausstoßes zu beziffern oder gar einen Konsens zu finden.

Fazit: 

Die Kosten für Solarzellen und Windkraftwerke sind aufgrund der vielen Innovationen, die Patentzahl steigt seit 20 Jahren exponentiell in diesen Bereichen [2], derart stark gefallen, dass inzwischen Solarenergie an sehr vielen Orten günstiger ist als ein Kernkraftwerk und an vielen Orten sogar günstiger als ein Kohlekraftwerk ist. Damit wird ohne jedem Nachhaltigkeitsbeauftragten die umweltfreundliche Solarenergie schmutzige, alte Stromerzeugung ablösen. 
Ich denke das ist mehr als nur ein Sonderfall, das ist ein Prinzip: Innovationen sind besser als Nachhaltigkeit!

Quellen:

[2]Cheng Zheng a, DanielM.Kammen, An innovation-focused roadmap for a sustainable global
photovoltaic industry, Energy Policy 67(2014)159–169